COP27 – Unmittelbare Konsequenzen für BCCG-Mitglieder überschaubar

COP 27 – Umsetzung als Schwerpunkt

Die Weltklimakonferenz COP27 fand Mitte November 2022 in Ägypten unter dem Motto „Together for Implementation“ statt. Seit der COP26 im November 2021 hat sich der geopolitische Hintergrund dramatisch verändert. Viele Beobachter waren vor dem Treffen besorgt, dass Politiker vor dem Hintergrund einer Lebenshaltungs- und Energiekrise und geopolitischer Spannungen der Bekämpfung des Klimawandels möglicherweise keine Priorität mehr einräumen würden. Es stellte sich dann aber heraus, dass sich die Mehrheit der Regierungen weiterhin den Klimawandel ernst nimmt und zur Zusammenarbeit bereit ist. Der Schwerpunkt der COP27 war jedoch ein anderer als der von COP26.

In diesem Artikel stellen wir einige der wichtigsten Errungenschaften vor, die auf der COP27 erreicht wurden, und zeigen auf, wo noch mehr getan werden muss. Wir geben auch eine erste Einschätzung, was die Ergebnisse der COP27 für BCCG-Mitglieder bedeuten könnten. Die nächste Weltklimakonferenz COP28 findet im November 2023 in Dubai statt.

Ein Fonds für Verluste und Schäden

Die COP27 lieferte einige positive Ergebnisse, von denen nicht alle vor der Konferenz erwartet wurden. Das bemerkenswerteste Ergebnis war eine Vereinbarung über Verluste und Schäden (“Loss and Damage”), die den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ergänzt. Während es bei dem Klimaschutz darum geht, den Klimawandel zu verlangsamen und zu minimieren, und bei der Anpassung darum geht, Widerstandsfähigkeit gegen den unvermeidlichen Klimawandel aufzubauen, geht es bei Loss and Damage darum, gefährdeten Ländern dabei zu helfen, mit den verheerenden Auswirkungen der globalen Erwärmung wie Überschwemmungen heute und in der Zukunft fertig zu werden.

In einem wegweisenden Abkommen wurde vereinbart, einen speziellen Verlust- und Schadensfonds einzurichten. Dies hatten viele Schwellenländer seit vielen Jahren gefordert. Darüber hinaus hat man sich über ergänzende Finanzierungsvereinbarungen verständigt. Der Fonds richtet sich an Entwicklungsländer, „die besonders anfällig für die negativen Auswirkungen des Klimawandels sind“ – eine Formulierung, die von der EU gefordert wurde. Jetzt kommt der schwierige Teil – der Fonds muss eingerichtet und mit Bargeld gefüllt werden. Es gibt noch keine Einigung darüber, wie die Finanzierung bereitgestellt werden soll und woher sie kommen soll. Eine Expertengruppe wurde eingesetzt, sich mit diesen Themen bis COP28 auseinander zu setzen.

Die positive Nachricht über einen neuen Verlust- und Schadensfonds kompensierte teilweise die enttäuschende Nachricht, dass reiche Länder immer noch nicht in der Lage waren, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Klimafinanzierung an Entwicklungsländer zu überweisen. Sie werden dies nun bis 2023 tun, drei Jahre später als ursprünglich geplant. Es gab auch wenig Fortschritte bei der Frage, welche Folgevereinbarung dieses Ziel nach 2025 ersetzen soll, wenn die derzeitige Zusage ausläuft. Um diese Frage zu beantworten, wurde auf der COP26 vereinbart, ein neues kollektives quantifiziertes Ziel zur Klimafinanzierung zu entwickeln. Hier sollten auf der COP27 Fortschritte erzielt werden – am Ende wurde lediglich beschlossen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die bis Ende 2024 die erforderliche Summe schätzen und Vorschläge erarbeiten soll, wie diese finanziert werden könnte. Es gibt Taxierungen, dass die jährlich erforderlichen Mittel eher in Billionen- als in Milliardenhöhe liegen werden.

Begrenzte Fortschritte beim Klimaschutz, aber zumindest die Verpflichtung zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs besteht noch

Der Schwerpunkt der COP27 lag nicht auf dem Klimaschutz. Mit wenigen Ausnahmen haben Regierungen vor der COP27 keine neuen, ehrgeizigen National Determined Contributions (NDCs) eingereicht, was sie eigentlich auf der COP26 vereinbart hatten. Stattdessen wurde in Sharm el-Sheikh ein Klimaschutzarbeitsprogramm gestartet, das darauf abzielt, die Ambitionen und die Umsetzung des Klimaschutzes zu steigern. Das Arbeitsprogramm wird unmittelbar nach der COP27 beginnen und bis 2030 andauern, wobei jedes Jahr mindestens zwei globale Dialoge abgehalten werden. Die Regierungen wurden außerdem aufgefordert, die Ziele für 2030 in ihren nationalen Klimaplänen bis Ende 2023 zu verschärfen sowie die Bemühungen um einen Ausstieg aus der unverminderten Kohleverstromung und den Ausstieg aus ineffizienten Subventionen für fossile Brennstoffe zu beschleunigen. Der Ausstieg aus der Nutzung aller fossiler Brennstoffe fand generell aber keine Mehrheit.

Auf der COP27 wurde auch die sogenannte “cover decision”, bekannt als Sharm el-Sheikh Implementation Plan, verabschiedet. Die Entscheidung bekräftigt die Verpflichtung, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dies muss als positives Ergebnis gewertet werden, da einige Länder sich für weniger anspruchsvolle Ziele einsetzten. Die Entscheidung fordert die Länder auch auf, Wasser in den Bemühungen zur Klimaanpassung zu integrieren. Es war überhaupt das erste Mal, dass Wasser in einem COP-Ergebnisdokument erwähnt wurde, was die entscheidende Rolle, die Wasser bei der Anpassung an den Klimawandel spielt, betont.

Es muss mehr für die Anpassung an den Klimawandel getan werden

Bislang erfolgt die Klimafinanzierung hauptsächlich in Form von Finanzierungen in den Klimaschutz. Es wird aber zunehmend anerkannt, dass die Finanzierung der Anpassung an den Wandel dringend erhöht werden muss. Auf der COP27 gab es zu diesem Thema Fortschritte. Regierungen einigten sich darauf, das Ziel der globalen Anpassung an den Klimawandel bis zur COP28 voranzutreiben und in die erste globale Bestandsaufnahme einfließen zu lassen, um die Widerstandsfähigkeit der am stärksten gefährdeten Länder zu verbessern. Dem Anpassungsfonds wurden neue Zusagen in Höhe von insgesamt mehr als 230 Millionen US-Dollar gemacht. Diese werden vielen gefährdeteren Gemeinschaften helfen, sich durch konkrete Anpassungslösungen an den Klimawandel anzupassen.

Welche Konsequenzen hat die COP27 für die Mitglieder der BCCG?

Die wegweisende Entscheidung zur Einrichtung eines Loss and Damage Fund war zweifellos der Höhepunkt der COP27. Diese Entscheidung muss im Zusammenhang mit einer breiteren Debatte über Klimafinanzierung und der Frage, wie Industrieländer Entwicklungsländer künftig beim Umgang mit dem Klimawandel unterstützen können, gesehen werden.

Für Deutschland als EU-Mitglied und Großbritannien bedeutet dies eine enge Abstimmung mit anderen Industrienationen, wie ein solcher Fonds gestaltet und die erforderlichen Mittel aufgebracht werden können. Die Rolle internationaler Finanzinstitutionen wie der Weltbank – Deutschland und Großbritannien sind wichtige Anteilseigner – muss überdacht werden. Eine weitere Priorität der beiden Länder wird es sein, privaten Banken, Versicherern und institutionellen Investoren sowie anderen Akteuren auf den Kapitalmärkten die geeigneten Bedingungen zu bieten, um weltweit zunehmend grüne Projekte zu finanzieren.

Klimaschutz genoss nicht die höchste Priorität auf der COP27. Die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs wird für die Bundesregierung jedoch weiterhin oberste Priorität haben. Außenministerin Annalena Baerbock machte ihrem Frust über die begrenzten Fortschritte auf der COP27 öffentlich Luft. Die Klimaschutzmaßnahmen Deutschlands sind in die umfassenderen Initiativen der EU eingebettet, wobei die EU darauf hinweist, dass sie ehrgeizigere NDC vorlegen wird, sobald sie ihre Flaggschiff-Initiativen Fit for 55 und RePowerEU verabschiedet hat. Dies wird im Frühjahr 2023 erwartet.

Für die BCCG-Mitglieder sehen wir keine unmittelbaren Konsequenzen aus dem, was auf der COP27 vereinbart wurde. Es wurde jedoch deutlich, dass sich ein Großteil der Welt weiterhin für die Bekämpfung des Klimawandels und seiner Folgen einsetzt. Daher müssen britische und deutsche Unternehmen bereit sein, sich mit immer ehrgeizigeren Klimaschutzzielen und hohen Energiepreisen auseinanderzusetzen, da die CO2-Preise weiter steigen werden, um die Energiewende zu fördern. Dies ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance, da Europas Technologieführer in der Lage sein sollten, die ständig wachsenden Marktchancen auf der ganzen Welt für grüne Technologien und Lösungen zu nutzen.

 

Frank Eich                                      Marcus Pratsch

Director, Economicsense                Head of Sustainable Bonds & Finance, DZ Bank

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